Alles, was du fühlst, ergibt Sinn
Manchmal zweifeln wir an uns, weil andere unsere Wahrnehmung nicht verstehen. Vielleicht hast du schon oft gehört: „Du bist zu sensibel“ oder „Das bildest du dir nur ein“. Solche Sätze können verletzen und dazu führen, dass wir beginnen, uns selbst in Frage zu stellen.
Doch die Wahrheit ist: Alles, was du fühlst – jede Emotion, jede Körperempfindung – hat eine Ursache. Nichts in dir ist zufällig oder „falsch“. Es ist Ausdruck deiner Geschichte, deiner Erfahrungen, deiner Bedürfnisse. Und selbst wenn andere es nicht so empfinden, ist es in deiner Welt, in deinem Erleben, genau richtig.
1.
Gefühle entstehen aus gemachten Erfahrungen
Jedes Gefühl, das in dir auftaucht, hat seinen Ursprung in etwas, das du erlebt hast. Vielleicht sind es Situationen aus deiner Kindheit, in denen du dich unsicher, übersehen oder nicht verstanden gefühlt hast. Vielleicht sind es auch Momente, in denen deine Bedürfnisse nicht erfüllt wurden oder in denen du gelernt hast, dich anzupassen, um Konflikte zu vermeiden.
Dein Körper und dein Nervensystem erinnern sich an all diese Erlebnisse – manchmal bewusst, oft aber auch unbewusst. Wenn dich heute bestimmte Situationen überfordern, traurig machen oder innerlich anspannen, dann ist das keine Überreaktion. Es ist eine Reaktion auf alte Erfahrungen, die in deinem System Spuren hinterlassen haben und sich bis heute nach Zuwendung sehnen.
2. Jede Körperempfindung hat eine Botschaft für dich
Manchmal zeigt sich das, was wir fühlen, gar nicht zuerst als Emotion, sondern als körperliche Empfindung: ein Druck in der Brust, ein Kloß im Hals, ein flaues Gefühl im Bauch, angespannte Schultern oder eine bleierne Müdigkeit. Diese Empfindungen sind nicht „einfach so“ da – sie sind Teil der Sprache deines Körpers. Sie entstehen, weil dein System Signale sendet, die auf etwas Vergangenes oder etwas Aktuelles hinweisen.
Vielleicht hat dein Körper gelernt, bestimmte Gefühle gar nicht erst hochkommen zu lassen, sondern sie in Muskelspannung oder Erschöpfung zu übersetzen, um dich zu schützen. Wenn du diese Empfindungen wahrnimmst, bedeutet das nicht, dass du schwach oder empfindlich bist. Es heißt, dass dein Körper dir etwas Wichtiges mitteilen möchte.
3. Du bist richtig, so wie du bist
Wenn andere deine Reaktionen nicht nachvollziehen können, sagt das nichts darüber aus, ob sie berechtigt sind. Es sagt nur etwas darüber aus, dass sie nicht deine Geschichte kennen, nicht deinen Weg gegangen sind und nicht deine Empfindungen in ihrem Körper tragen. Deine Gefühle und Wahrnehmungen sind einzigartig, weil sie aus deinem ganz individuellen Erleben entstehen.
Selbst wenn es früher schwierige Erfahrungen gab – in deiner Kindheit oder in der Art, wie du Beziehungen erlebt hast – kannst du heute neue heilsame Erfahrungen machen, die zu mehr innerer Sicherheit führen. Jedes Mal, wenn du dich in einem sicheren, verständnisvollen Umfeld befindest, kann dein System lernen: Hier bin ich in Ordnung, hier darf ich sein, so wie ich bin. Und genau diese Erfahrungen dürfen wachsen, bis sie dich immer öfter im Alltag begleiten.
Ein leiser Nachklang
Du bist nicht falsch. Du bist nicht zu viel. Alles, was du fühlst, ergibt Sinn und hat einen guten Grund – in deiner Geschichte, in deinem Erleben, in deinem Körper. Deine Empfindungen sind wie Spuren, die dich zurückführen zu dir selbst. Alles, was du erlebst – ob Gedanken, Emotionen oder Körperempfindungen – ist untrennbar mit deinem Gewordensein verbunden.
Deshalb kann es so heilsam sein, die eigene Biografie zu verstehen und sich liebevoll damit zu beschäftigen, wie dein Nervensystem und dein Körper all das gespeichert haben. Denn wenn wir verstehen, warum wir fühlen, wie wir fühlen, können wir uns selbst mit mehr Mitgefühl begegnen und Schritt für Schritt zurückfinden zu innerer Sicherheit.